Invernomuto

Negus - Far Eye

Media Façade
04.—25.09.2014

Museion

Von Äthiopien nach Vernasca in der Po-Ebene: Mit dem Video Negus – Far Eye wirft das Künstlerkollektiv Invernomuto einen ganz neuen Blick auf die italienischen Kolonialgeschichte.

Dieses für den Standort Bozen konzipierte Video ist Teil des 2011 begonnenen Projekts Negus, das auf ein historisches Ereignis während der Besetzung Äthiopiens durch die Kolonialmacht Italien verweist. 1936 kehrt ein verwundeter italienischer Soldat aus Äthiopien in sein in der Po-Ebene bei Piacenza gelegenes Heimatdorf Vernasca zurück. Zu diesem Anlass organisiert die Dorfgemeinschaft ein ebenso festliches wie düsteres Ritual: Auf dem Dorfplatz wird ein Abbild von Haile Selassie, des letzten Kaisers von Äthiopien, den der in diesen Jahren in Äthiopien entstandene und dann nach Jamaika „exportierte” Rastafari-Kult als Messias verehrt, verbrannt Das Wort Negus bedeutet eigentlich „König“, wurde später aber in der Umgangssprache in Vernasca gebraucht, um einen lächerlichen, auffällig geschmückten, maßlosen und unbeholfenen Menschen zu verspotten.

Das für die Medienfassade entwickelte Videoprojekt setzt bei der Biographie der aus Vernasca stammenden Künstler an. Die „Geschichte aus Licht” auf der Medienfassade zeigt ein Kaleidoskop aus Bildern, das von dokumentarischem Material bis zu Szenen aus der kollektiven Vorstellung des Exotischen reicht. Ein Kapitel der italienischen Kolonialgeschichte, das mit der geheimnisvollen Figur des letzten Negus und der Symbolik des Rastafari-Kults verknüpft wird, kann damit ganz neu gelesen werden. Im April stellte die Galerie der ar/ge kunst in Bozen bereits eine Ausstellung im Rahmen von Negus vor. Die Kooperation der beiden Kunst-Institutionen wird auch mit einer neuen Folge dieses Projekts fortgesetzt: einem bei Humboldt book verlegten Künstlerbuch mit Texten von Emanuele Guidi und Frida Carazzato, David Katz und Anna Della Subin (en/it/dt).

Das Kollektiv Invernomuto (Simone Bertuzzi, 1983; Simone Trabucchi, 1982) entstand 2003. Bilder in Bewegung und Klänge sind die bevorzugten Ausdrucksmittel dieses Künstlerduos, andere Varianten die Skulptur, Buchprojekte und Live-Auftritte. Einzelausstellungen (Auswahl): Simone (Padiglione d’Arte Contemporanea, Ferrara, 2011), I-Ration (ar/ge kunst, Bozen, 2014)  und Marselleria (Mailand, 2014). Gruppenausstellungen und Festivals (Auswahl): Terre Vulnerabili (Hangar Bicocca, Mailand, 2011); Milano Film Festival (2013); Così Accade (Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin, 2014); Glitch. Interferenze tra arte e cinema in Italia (PAC Padiglione d’Arte Contemporanea, Mailand, 2014). 2013 war Invernomuto Finalist des Premio Furla (Bologna) und gewann den Preis MERU ART*SCIENCE. 2014 nahmen die beiden Künstler an der Netzwerk-Plattform Berlinale Talents (Berlin) teil. Invernomuto lebt und arbeitet zwischen Vernasca (PC) und Mailand.

INFO
Eröffnung: Donnerstag, 4. September
21 artist talk- die Künstler im Gespräch mit Frida Carazzato (Museion) und Emanuele Guidi (ar/ge kunst)
22 – 24 Uhr – Projektion auf der Medienfassade; dj set der Künstler bis 23 Uhr

Weitere Projektionen: donnerstags 11/09, 18/09. und 25/09/2014 von 22 bis 24 Uhr

Invernomuto

Negus - Far Eye

Media Façade

Ort: Museion

Kuratorin: Frida Carazzato

In Zusammenarbeit mit
Ar/Ge Kunst

Die Stiftung MUSEION. Museum für modern und zeitgenössische Kunst sucht ein*e Mitarbeiter*in für die Aufsicht mit Vermittlungsaufgaben

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