Chiara Fumai

Der Hexenhammer

Ausstellung
Chiara Fumai, Museion 2015. Foto: Luca Meneghel
31.01.—26.04.2015

„Entweder Du bist ein Teil des Problems oder Du bist ein Teil der Lösung“.

Mit diesem Satz ermahnen zwei weibliche Figuren in der Kleidung des 16. Jahrhunderts eine Frau, während sie ihr die Hostie der Kommunion reichen. Der Satz ist ein häufig genanntes Zitat der deutschen Terroristin Ulrike Meinhof – die beiden Figuren stammen dagegen aus einem alten Grimoire (Zauberbuch). Ein Wandbild (wall painting) stellt diese unheimliche und surreale Szene dar – und ist Teil eines neuen Projekts, mit dem die Künstlerin Chiara Fumai (Rom, 1978) die Ausstellungsaison 2015 im Project Room eröffnet.

Dabei handelt es sich nicht um ein „klassisches” Ausstellungsformat sondern – gemäß dem experimentellen Ansatz der im Project Room gezeigten Kunst – um ein Projekt, das neben dem oben erwähnten wall painting auch eine Liveperformance der Künstlerin umfasst, die sich auf einen intensiven Dialog mit dem Standort Museion und den dort gezeigten Ausstellungen einlässt. An acht Tagen in den Monaten Januar bis April wird Chiara Fumai Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung von Rosella Biscotti führen, die im vierten Stock gezeigt wird. Man sollte sich dabei nicht auf eine „normale” Führung einstellen – in einem raffinierten Spiel mit Überlagerungen und fragmentarischen Verweisen auf die Zeitgeschichte wird Chiara Fumai zur Stimme der Journalistin und Terroristin Ulrike Meinhof.

Chiara Fumai - God Save It, collage and embroidery on Konstantin Raudive’s ‘Breakthrough’, 31 x 21 cm. Courtesy the artist

Das im Museion vorgestellte Projekt verbindet das politische Engagement von Ulrike Meinhof mit den Bilderwelten des mittelalterlichen Traktats Malleus Maleficarum (Der Hexenhammer), der 1478 von den beiden Dominikanermönchen Heinrich Kramer und Jacob Sprengler zur Rechtfertigung der Hexenverfolgung veröffentlicht wurde und auf den sich auch der Titel dieser Ausstellung bezieht. Chiara Fumai fügt Texte ihrer Performance als Collage und surrealistische Écriture automatique (automatisches Schreiben) in ihr Wandbild ein – Ulrike Meinhof wird damit zu einem Teil ihres persönlichen Universums.

Chiara Fumai, portrait. Courtesy of the artist

Chiara Fumai (Rom, 1978, lebt und arbeitet in Brüssel). Einzelausstellungen: MACRO Testaccio, Rom (2011), Muratcentoventidue, Bari (2011) und Careof, Mailand (2008). Gruppenausstellungen (Auswahl): Fondazione Querini Stampalia, Venedig (2013) und dOCUMENTA (13), Kassel (2012). 2013 erhielt Chiara Fumai den Premio Furla – eine im Zweijahresrhythmus vergebene Auszeichnung für junge italienische Künstlerinnen und Künstler.

Performance – Termine:
- 31/01 - 15.00 Uhr;
- 5 und 9/02, 12 und 19/03, 9 und 16/04 jeweils um 18.00 Uhr.
In italienischer Sprache. Der Eintritt ist frei.

Chiara Fumai

Der Hexenhammer

Ausstellung

Kuratorin: Frida Carazzato

Die Stiftung MUSEION. Museum für modern und zeitgenössische Kunst sucht ein*e Mitarbeiter*in für die Aufsicht mit Vermittlungsaufgaben

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