Parade, 1993

Parade ist auch im Rahmen der Ausstellung mit Arbeiten aus dem Bestand der Sammlung Goetz zu sehen. Das 1993 entstandene Video zeigt stilisierte weiße Seidenraupen, die sich vor einem blauen Hintergrund elegant bewegen und zu einer Art Parade formieren. Dieser von der Musik des Komponisten Kurt Hoffmann begleitete Insekten-Aufmarsch bildet nicht nur geometrische Figuren, die an die Choreographie offizieller Großveranstaltungen erinnern, sondern baut auch eine Wechselbeziehung zur kastenförmigen architektonischen Struktur der Fassade auf.

Parade gehört zu einer Serie experimenteller Arbeiten der Künstlerin über das bewegte Bild und die Beziehung zwischen verschiedenen ikonographischen Zeichen und Bedeutungsebenen. Dabei geht es Rosemarie Trockel nicht darum, eine Theorie zu entwickeln, sondern um die Betonung von Eindrücken, die aus einem Bild hervorgehen, das in diesem Fall grafische Züge annimmt und damit auf die Zeichnung verweist. Die Seidenraupen wurden gefilmt und anschließend mit digitaler Bildverarbeitungstechnik „platt gedrückt“, stilisiert und zweidimensional in das Video eingefügt. Indem sie dem Titel ihrer Ausstellung Flagrant Delight („Freches Vergnügen“) folgt, die das Museion der Künstlerin im Frühjahr 2013 gewidmet hatte, breitet Rosemarie Trockel auch in diesem Video – immer mit einem klardenkenden und gleichzeitig geheimnisvollen und vielschichtigen Blick – ein eigenes Universum aus, in dem die Strukturen ihrer Miniaturwelten Platz finden, die sich von einer häuslichen Umgebung bis zu kleinen Organismen wie Insekten oder Pflanzen ausbreiten.