Nicolò Degiorgis

Camera Cubica

Ausstellung
Nicolò Degiorgis, Camera Cubica, 2013. Courtesy the artist.
01.04.—23.06.2013

Cubo Garutti

Im Zeitalter der digitalen Fotografie wissen nur wenige Fachleute, was eine Lochblende ist – jene winzige runde Öffnung, mit der sich auf beschichteten Platten aus Metall oder Glas auch ohne Linse und Objektiv ein lichtschwaches Bild erzeugen lässt.

Die Lochblende führt zum Ursprung der Fotografie zurück, zu der um 1500 entwickelten Technik der „Camera obscura”, die dann auch aus einer Epoche stammt, in der es Verfahren zur digitalen Bildbearbeitung oder mit Minikameras ausgerüstete Mobiltelefone noch nicht gab. Mit seinem für das Kleine Museion – Cubo Garutti entwickelten Projekt „Camera Cubica” entdeckt Nicolò Degiorgis diese alte und heute weitgehend vergessene Technik neu. Das ist aber noch nicht alles.

Mit seiner Arbeit gelingt dem aus Bozen stammenden Künstler auch eine „Neuentdeckung” der Architektur dieses Ausstellungsraums im Bozner Stadtviertel Don Bosco, der in diesem Jahr zehn Jahre alt wird. Nicolò Degiorgis legt Wert darauf, einen ganz bestimmten sozialen und öffentlichen Raum mit den Mitteln der Fotografie „einzufangen” und greift hier auf die Architektur des Cubo Garutti zurück, um diese beiden „Neuentdeckungen” zu verbinden. Das Kleine Museion wird deshalb zu einem großen Fotoapparat, einer überdimensionalen Camera obscura eben, umgestaltet, die sich in einem öffentlichen Raum befindet.

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Mehrere Wochen lang, vom April bis zum Mai 2013, lud der Künstler die Anwohner dazu ein, mit der „Camera Cubica” zu fotografieren und sich damit an einem „magischen Spiel” zu beteiligen. Die in diesem Fotoapparat erzeugten Negativ-Bilder zeigen das umliegende Stadtviertel, dessen Architektur, den Stadtraum und – natürlich – die Bewohner. Die Wirklichkeit, die durch die beiden Lochblenden eindringt, ist allerdings ein auf dem Kopf stehendes Abbild der Welt, die dadurch ganz anders gesehen wird: Hier betrachtet nicht das Stadtviertel den Ausstellungsraum Cubo Garutti, sondern das Kleine Museion beobachtet das Stadtviertel und die Menschen, die dort leben und arbeiten.

„Alle die dort vorbeiflanieren”, wie es in dem Zitat von Alberto Garutti auf der Außenwand des Kleinen Museion heißt, und stehen geblieben sind, um den Cubo zu betrachten, können sich von der dort eingerichteten Camera obscura fotografieren lassen oder selbst zu fotografieren, womit die Bevölkerung in dieses Kunstprojekt aktiv miteinbezogen wird.

Eine Auswahl der in der „Camera Cubica” entstandenen Fotos illustriert ein ganz besonderes Foto-Buch – eine Art „Zauberwürfel” in schwarz-weiß, der nur in einer begrenzten Auflage verfügbar ist und an das Publikum verteilt wird. Danach verbindet dieses Projekt die „Außenstelle“ des Museion mit dem „Haupthaus“ im Bozner Stadtzentrum. Um 22 Uhr werden die von Nicolò Degiorgis und den Stadtviertelbewohnern gemeinsam aufgenommenen Bilder im Rahmen der Geburtstagsfeier im Museion in der Dantestraße auf die Medienfassade projiziert. (23. Mai, 22 Uhr. Wiederholung am 24./25. und am 30. Mai, um 22 Uhr).

Das Kleine Museion wurde vom Künstler Alberto Garutti konzipiert und 2003 im Bozner Stadtviertel Don Bosco eröffnet. „Camera Cubica” ist eine von Nicolò Degiorgis für das Kleine Museion entwickelte Arbeit. Durchgeführt wird dieses von Frida Carazzato kuratierte Projekt in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bozen. Wir bedanken uns beim Verein La Vispa Teresa, beim Stadtviertel Don Bosco, beim Institute of Friends und bei Paolo Aldi.

Die Projektion wird am 24./25. und 30. Mai um 22 Uhr wiederholt.

Nicolò Degiorgis

Camera Cubica

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Ort: Cubo Garutti

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